Eine Redewendung besagt: "Wer sich bewegt, der bzw. die hat verloren!". Dystoniebetroffene bewegen sich wider Willen, was sie mitunter zu Verliererinnen und Verlierern macht.
Dystonie geht - als neurologische Bewegungsstörung - mit veränderten Möglichkeiten der körperlichen Bewegung einher. Unkontrollierbar überaktive Muskeln führen zu einem unwillkürlichen Zittern und Zucken. Überaktive sowie zeitgleich unteraktive Muskeln können unkontrollierbare schraubende Fehlbewegungen, bizarre Fehlhaltungen oder schlimmstenfalls Fehlstellungen zur Folge haben.
Wie auch immer: Eine von Dystonie betroffene Person, so diese Bewegungsstörung nicht von Geburt an besteht, sieht sich mit einem Verlust körperlicher Fähigkeiten und Fertigkeiten konfrontiert. Dieser kann von jetzt auf gleich - etwa in Folge eines Unfalls oder Schlaganfalls - eintreten. Häufiger stellt er sich jedoch schleichend ein, in dem sich dystone Symptome, aus welchen Gründen auch immer, verstärken und/oder ausweiten.
Kontrollierte Bewegungen, zu diesen zählen je nach Dystonie auch den Kopf gerade halten, Sitzen, Stehen, Greifen, Augen öffnen, Sprechen und Schlucken fallen zunehmend schwerer. Auf "Das fällt mir schwer." folgt nicht selten irgendwann ein "Ich kann das gerade nicht.", was bei nicht Wenigen schließlich in einem "Ich kann das nicht mehr." mündet.
Dystoniebetroffene sehen sich mit einem doppelten körperlichen Verlust konfrontiert: Dem Verlust ihrer Gesundheit bzw. Unversehrtheit sowie dem Verlust ihrer "normalen Bewegungsfähigkeit". Von den Folgeverlusten, bezogen auf Partnerschaft, Familie, Freunde und Freizeit sowie Arbeit, einmal ganz zu schweigen.
Davon unbenommen: Körperliche Verluste machen wütend, wenn etwas nicht gelingt. Körperliche Verluste machen traurig, weil sie Selbständigkeit einschränken. Körperliche Verluste frustrieren, weil sie Teilhabe am gesellschaftlichen Leben beschränken. Und: Körperliche Verluste ängstigen, weil Betroffene nicht wissen, wo all dies - vor allem körperlich - noch hinführen wird.
"Angst", so heißt es nicht grundlos in einem Melodram von Rainer Werner Fassbinder, "Angst essen Seele auf". Schlimmer noch: Angst kann, im übertragenen Wortsinn, Gehirn fressen, nämlich dann, wenn der angstbedingte Stress so groß ist, dass ein konstruktives Denken schlicht unmöglich ist.
All die verschlimmert nicht nur dystone Symptome und damit die Dystonie. Schlimmer noch, entsprechende Stimmungslagen begünstigt zudem psychische Störungen oder gar die Entstehung einer erkrankungsbedingten Depression.
"Hilf Dir selbst, sonst hilft dir niemand!", hilft nicht wirklich weiter. Selbsthilfe mitunter unter schon! Deswegen empfiehlt es sich bei entsprechenden Gemütslagen durchaus nach Dystonie-Selbsthilfe Ausschau zu halten (vgl. > Kapitel Selbsthilfe).
Erinnernde Hinweise
Bei Dystonie.Online handelt es sich um eine selbsthilfebasierte, weitgehend allgemeinsprachliche Beschreibung von Dystonie und jener Aspekte, die mit dieser Bewegungsstörung im Zusammenhang stehen bzw. stehen können. Demgemäß zielt diese Website nicht auf eine wissenschaftliche Allumfasstheit ab. Davon unbenommen bin ich für jedwede Anregungen und Ergänzungen dankbar!
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