Mit Ultraschall werden Schwingungen zwischen 20 kHz und 500 MHz in elastischem Material bezeichnet – etwa in einem menschlichen Körper – die sich als Längswellen ausbreiten und, je nach Material, auf das sie treffen, in speziellen Längswellen wiederum reflektiert werden.
In der Medizin wird der Begriff "Ultraschall" auch als Synonym für die auf ihm basierende Untersuchungsmethode der „Sonografie“ verwendet. Daraus entstehende „Bilder“ sind sogenannte „Sonogramme“.
Beim HIFU-Verfahren werden
Schallwellen mit Frequenzen im niedrigen Megahertz-(MHz) Bereich durch eine spezielle Krümmung des Schallgebers oder durch zeitversetzte Ansteuerung mehrerer kleiner Schallgeber in einem Fokus, ähnlich wie Licht in einem Brennglas,
gebündelt. Beim HIFU-Verfahren befindet sich der Fokus in einem Abstand von 1–20 cm vom Schallgeber. Die im
Brennpunkt entstehende
Temperatur erreicht bis zu
90°C. Das Resultat ist eine
Gewebenekrose, die vom Körper abgebaut oder abgestoßen wird; oder anders formuliert, das Gewebe wird „verödet“ und „vernarbt“ hernach.
Durch erwärmendes Testen
an den Zielpunkt herantasten!
Beim MRgFUS-Verfahren wird unter ständiger MRT-Kontrolle gezielt eine Narbe durch Erhitzung von Gewebe gesetzt. Dieses Verfahren hat sich zur Zerstörung bestimmter Tumor in den letzten Jahren etabliert. Es ist insofern ein schonendes Therapieverfahren, als das dafür kein operativer Eingriff erforderlich ist.
Nunmehr kommt es zudem in der Neurochirurgie zur Bekämpfung therapieresistenter Tremorphänomene zum Einsatz, hier zunächst beim Essentiellen Tremor sowie einem Tremor infolge einer Parkinsonerkrankung.
Wie auch immer, beim MRgFUS-Verfahren werden
Ultraschallwellen in einem etwa
Stecknadelkopf großen
Zielpunkt
gebündelt. Therapeutisch praktisch ist, dass mit einer
schrittweisen Erwärmung
des Hirngewebes im die Störungen verursachenden Hirnareal eine
Testung im Hinblick auf
Wirkungen und
Nebenwirkungen erfolgt kann, was wiederum die
Ermittlung des
optimalen Zielpunktes ermöglicht, bevor das dortige Gewebe endgültig verödet wird.
Eine neue Therapie,
jedoch noch nicht für Dystonie!
Wissenschaft schafft Wissen!
Dystonie und Ultraschall
Nachhaltige Linderung ohne Operation?
Unter Dystoniebetroffenen kursiert die vermeintliche Neuigkeit, dass sich dystone Symptome alsbald operationsfrei mittels Ultraschall nachhaltig lindern ließen. Dem ist leider (noch) nicht so. Richtig ist, dass dem Essentiellen Tremor und parkinsonbedingten Zittern bei Schwerstbetroffenen, die auf keine alternative Therapie ansprechen, in einigen wenigen Kliniken in Deutschland mit fokussiertem Präzisionsultraschall zu Leibe gerückt wird.
Bei der sogenannten Magnetresonanztomografie-gesteuerte hochfokussierte Ultraschalltherapie (MRgFUS ), die seit vielen Jahren zur Zerstörung von bestimmten Krebstumoren angewendet wird, wird Ultraschall unter MRT-Kontrolle gezielt auf jenen Bereich im Gehirn gerichtet, dessen Fehlfunktion für das Zittern ursächlich ist. Dieses Gewebe wird punktgenau mit gebündeltem Ultraschall erhitzt und so verödet bzw. vernarbt. In der Folge lässt das Zittern einstweilen nach.
Wie auch immer: Ein toller Therapiefortschritt wie ich finde, wenngleich das einmal zerstörte Hirngewebe für immer zerstört bleibt. Wissenswert ist zudem, dass das Zittern wiederkommen kann, nämlich dann, wenn weitere Hirnbereiche im Umfeld der Narbe, bedingt durch die bzw. eine fortschreitende Grunderkrankung, erkrankungstypisch abbauen. Aber lieber eine zeitweilige Linderung, als keine (…).
Was nun Dystonie anbelangt, so finden in Amerika erste „MRgFUS-Therapieversuche“, im Rahmen einer klinischer Studien mit schwerstbetroffenen Dystoniepatient:innen statt, aber ausschließlich mit solchen, bei welchen auch eine Tiefe Hirnstimulation wirkungslos geblieben ist. Die höchst zurückhaltende Anwendung des MRgFUS-Verfahrens bei Dystonie liegt darin begründet, dass andere Hirnareale als die beim Essentiellen Tremor und beim Morbus Parkinson für die dystonen Symptome ausschlaggebend sind. Zudem wird befürchtet, dass das Veröden von dystonierelevantem Hirngewebe unerwünschte schwerwiegende Nebenwirkungen auslösen könnte.
Erinnernde Hinweise
Bei Dystonie.Online handelt es sich um eine selbsthilfebasierte, weitgehend allgemeinsprachliche Beschreibung von Dystonie und jener Aspekte, die mit dieser Bewegungsstörung im Zusammenhang stehen bzw. stehen können. Demgemäß zielt diese Website nicht auf eine wissenschaftliche Allumfasstheit ab. Davon unbenommen bin ich für jedwede Anregungen und Ergänzungen dankbar!
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