Suizidalität

Dystonie  und Suizidalität

Triggerwarnung


Sollte Dich die Beschreibung von Suizidalität oder mit ihr verwandte Themen ängstigen bzw. Deine Ängste schüren oder gar Angst- und Panikattacken oder gar Gedanken der Selbsttötung auslösen, bitte ich Dich, diese Seite nicht alleine oder unter Umständen auch garnicht zu lesen.


Gleichwohl könnte es  sein, wenn Du diese Seite jenen empfiehlst zu lesen, die mit Deinen Suizidgedanken umgehen (müssen).

Suizid(Gedanken)


Wenn die Gedanken und das Verhalten eines Menschen darauf ausgerichtet sind, sich das Leben zu nehmen, spricht man von Suizidalität.


Suizidalität umfasst "ein Kontinuum von vereinzelten Gedanken an Selbsttötung über riskante Verhaltensweisen, die den eigenen Tod in Kauf nehmen, bis hin zu Suizidversuchen und vollendeten Suiziden." (vgl. RKI online, 6/2021).


Besonders durch Suizidalität gefährdet sind Menschen in Krisensituationen, ausgelöst mitunter auch durch chronische Erkrankungen. Auch bei Menschen mit schweren psychischen Störungen wie Schizophrenie, Alkohol- und Substanzabhängigkeit oder schweren Depressionen sind die Suizidraten erhöht.


Wichtig zu wissen ist, dass der stärkste Risikofaktor für einen Suizid  ein vorangegangener Suizidversuch ist. Hinzu kommt, dass der Spruch, "Bellende Hunde beißen nicht!", ein Trugschluss sein kann. Also, Menschen, die einen Suizid ankündigen oder latent mit diesem drohen, setzen diese Absicht mitunter sehr wohl in die Tat um. Kurzum: Nimm die Androhung eines Suizides stets ernst!


Wenn Du damit konfrontiert wirst, dass ein Mensch sich das Leben nehmen will oder damit droht, dies zu tun, stehst Du einer schwierigen Situation gegenüber, für die es kein Patentrezept gibt. Wie auch immer: Mache Dir in diesem Moment bewusst, dass sich das Gegenüber in einer dramatischen Ausnahmesituation befindet und auch, dass niemand jemanden abschließend vor einem Suizid zu bewahren vermag.


Professionelle Hilfe zu organisieren ist der wichtigste Schritt überhaupt, um einen Menschen vor dem Suizid zu retten.

Rufe unverzüglich die 112!


Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes versuche, mit dem bzw. der Betroffenen ein Gespräch zu beginnen. Zeige Verständnis für die Situation. Bagatellisiere nichts. Sätze wie, "Es ist doch alles nicht so schlimm!" oder "Das wird schon wieder!", sind Gift, will heißen verschlimmern die emotionale Notlage eher, als dass diese verbessert würde.


Schließlich ist Argwohn angezeigt, wenn ein Mensch, der sich über einen langen Zeitraum sehr zurück gezogen hat, plötzlich und unerwartet sein Verhalten ändert, gar euphorisch ist und dabei konkrete Pläne für die Zukunft benennt. Nicht selten bedeutet dies, dass Suizidgedanken gereift und entsprechende Pläne im Kopf bereits konkretisiert worden sind. Euphorie und Zunkunftsausrichtung dienen sodann oftmals der täuschenden Ablenkung Vertrauter (...)

Gaslighting - Wenn Dir Andere einreden, dass Du Dir alles nur einbilden würdest ...


Der Begriff des "Gaslighting" bezeichnet in der Psychologie eine Form von psychischer Gewalt, die von den Ausübenden - im Regelfall engen und vertrauten Familienangehörigen und Freunden, schlimmstenfalls behandelnde Ärzt:innen, darauf abzielt, Betroffenen einzureden, dass das, was sie wahrnehmen bzw. das, wovon sie betroffen sind, lediglich ihrer eigenen Einbildung entspringt, also ein "Hirngespinst" ist. Opfer von "Gaslighting" werden gezielt und fortgesetzt fehlinformiert, desorientiert und manipuliert.


Für "Gaslighting" - mit Bezug zu Dystonie - können folgende Sätze, die wiederholt vom oben genannten Personenkreis bemüht werden, typisch sein:


  • "Dass bildest Du Dir alles nur ein!"
  • "Du spielst Dir selbst einen Streich!"
  • "Dein Kopf gaukelt Dir das alles vor!"
  • "Einbildung ist eben auch eine Bildung!"
  • und so weiter (...)


  1. Dystoniebetroffene, die tagtäglich bzw. sehr regelmäßig von "ihren Lieben" und "Ärztinnen ihres Vertrauens" mit derartigen Aussagen konfrontiert werden, laufen Gefahr das Vertrauen zu sich selbst bzw. ihren Wahrnehmungen zu verlieren. Dies kann wiederum zur Folge haben, dass ein ohnehin schon angeknackster Selbstwert weiter sinkt und der Bezug zu Realität zunehmend verloren wird. Im schlimmsten Fall entwickeln Betroffene Angst- und Panikstörungen oder eine Depression. Beide können Suizidgedanken verursachen oder, schlimmstenfalls, eine Selbsttötung zur Folge haben.


Solltest Du von "Gaslighting" betroffenen sein, empfiehlt sich Folgendes:


  1. Sage zu Dir nahen und vertrauten Menschen laut und deutlich "Stopp!" und verbiete Dir, höflich aber bestimmt, derartige Äußerungen.
  2. Wende Dich von behandelnden Ärztinnen ab, die Dir einzureden versuchen, dass Du Dir Deine dystonen Symptome nur einreden würdest.


Abschließend bedeutsam zu wissen ist, dass "Gaslighting" nicht mit einer "psychosomatischen Diagnose" zu verwechseln ist! So gibt es in der Tat psychische Komponenten, die dystone Symptome auszulösen oder zu verstärken vermögen. Diese sind im Regelfall jedoch gut behandelbar.

Dystonie und Suizid(gedanken)

Wissenschaftlich Licht ins Dunkel bringen


Chronische Erkrankungen, die mit körperlichen Auffälligkeiten und fortdauernden Schmerzen einhergehen, bergen die Gefahr, dass Betroffene Suizidgedanken entwickeln, sich schlimmstenfalls gar das Leben nehmen. Dystoniebetroffene sind, so eine Studie (Quelle siehe unten), gleichsam ausdrücklich von diesem unsäglichen Phänomen betroffen!


Erfahrungsgemäß entspringen Suizidgedanken bei Dystoniebetroffenen regelmäßig einer komplexen Mischlage. Zum einen haben körperliche Beeinträchtigungen zur Folge, dass bestimmte körperliche Fertigkeiten verloren gehen. Dies führt zum Verlust von Selbstständigkeit und Unterstützungsbedarf. Hinzu kommt, dass Betroffene - aufgrund ihrer "körperlichen Andersartigkeit" - fortwährend beobachtet oder gar angestarrt werden. Zum anderen können ständige Schmerzen zermürbend und erschöpfend sein.


Nicht selten stellen sich, ob der "wechselwirkenden körperlichen Baustellen" vielfach zusätzlich Angststörungen und Depressionen ein. Diese wirken besonders zerstörerisch, wenn Schmerztherapien nur unzureichend wirken und behandelnde Ärzt:innen sowie das familiäre und auch erweiterte soziale Umfeld wenig Verständnis für Dystonie und ihre Folgen aufbringen, schlimmer noch, diese nicht ernst nehmen.


Betroffene einer generalisierten Dystonie tragen das höchste Suizidrisiko. Betroffene fokaler Dystonien sind am wenigsten suizdgefährdend. Insgesamt haben 32,3% der befragten Dystoniebetroffnen in ihrem Leben bereits Suizidgedanken gehegt. Dies ist erschreckend, beträgt die entsprechende Rate beim Rest der Bevölkerung, im Vergleich, lediglich 9,2%.


Besonders bedenklich ist, dass 17% der befragten Dystoniebetroffenen, so die Studie, bereits wenigstens einen Suizidversuch unternommen haben. Wieviele Dystoniebetroffene sich tatsächlich das Leben nehmen, kann, in Ermangelung valider Daten, indes nur vage geschätzt werden. Expert:innen gegen von etwa 10% aus.


Wie auch immer: Die vorliegende Studie spricht dafür, dass Dystoniebetroffene frühzeitig nach einer professionelle schmerz- wie psychotherapeutischen Unterstützung Ausschau halten und beides, wie selbstverständlich, in ihren Therapiealltag integrieren sollten. Höchste Eisenbahn ist geboten, wenn sich Suizidgedanken beginnen breit zu machen ...

Nummer Telefonseelsorge

Wenn nichts mehr geht 110 oder 112.

Sowohl als auch schauen bei Bedarf bei Dir vorbei!

Dystonie und Suizid


Manche Dystonien sind mit dauerhaft gravierenden Funktionseinschränkungen und sehr starken Schmerzen verbunden.


Sowohl als auch können dazu führen, dass sich Betroffene zunächst zurückziehen. Eine Kombination aus Einsamkeit, Unselbständigkeit bzw. dauerhafte Hilfsbedürftigkeit und Dauerschmerzen lassen bei einigen sodann einen Todeswunsch entstehen.


Betroffen? Nicht verzagen!

Rufe zuerst die Telefonseelsorge an.

Sprich über das, was Dich bewegt.


Mache zudem einen Termin bei einem bzw. einer Schmerztherapeuth*in. Viele Dystoniebetroffene sind schmerztherapeutisch unterversorgt.

Share by: