Schmerzen können ein Eigenleben entwickeln
bzw. Schmerzzustände vermögen sich mitunter zu verselbständigen. Bestehen Schmerzen über einen längeren Zeitraum, so besteht die Gefahr, dass das Gehirn diese "lernt", was wiederum dazu führt, dass sie auch dann empfunden werden, wenn die eigentliche Ursache bereits beseitigt worden ist.
Wiederholte Schmerzen können zu einem intensiveren und längeren Schmerzempfinden führen. Dies kann auf Dauer wiederum bewirken, dass das Schmerzempfinden, die sogenannte Schmerzschwelle, herabgesetzt wird.
Nur wer ständig Schmerzen spürt,
weiß Schmerzfreiheit zu schätzen!
Die meisten Dystoniebetroffenen haben Schmerzen, dies vor allem, wenn ihre dystonen Symptome nicht wirksam therapiert werden.
Schmerzverschlimmernd sind zuvorderst
Wie auch immer: Schmerz ist eine individuelle und somit persönliche Sinnesempfindung, die grundsätzlich als unangenehm und mitunter als schwer oder nicht aushaltbar empfunden wird.
Ist Schmerz eine Begleiterscheinung einer Erkrankung, etwa einer Dystonie, ist er ein Symptom, ein Begleitsymptom sozusagen. Bestehen Schmerzen ohne eine (fortdauernde) Erkrankung oder Verletzung, liegt vermutlich ein Schmerzsyndrom vor. Der Schmerz stellt sodann eine eigene Erkrankung dar. Von chronischen Schmerzen wird gesprochen, wenn ein Schmerz bzw. Schmerzen aufgrund einer Erkrankung länger als sechs Monate andauern.
Bei Dystoniebetroffenen kommt hinzu, dass deren dystonen Leitsymptome – also das Zittern, Zucken und/oder Krampfen, nebst daraus resultierender Fehlbewegungen und Fehlhaltungen – Schmerzen triggern oder intensivieren können. Triggern Schmerzen die Dystonie und Dystonie wiederum Schmerzen, sprechen Mediziner:innen von einer "dystonen Rückkopplungsschleife", die es unbedingt vermittels einer gezielten Therapie zu durchbrechen gilt. Auch deshalb ist eine frühzeitige und ausreichende physikalische sowie physio- und ergotherapeutische sowie ggf. medikamentöse Schmerzbekämpfung bedeutsam.
Nicht zuletzt können Schmerzen einem erholsamen Schlaf entgegenstehen. Ein weiterer Grund, Schmerzen behandeln zu lassen. Schließlich wirken sich Schmerzen und Schmerzempfinden regelmäßig auch negativ auf das seelische Wohlbefinden aus.
Die Behandlung dauerhafter bzw. chronischer Schmerzen gehört – auch oder insbesondere bei Dystoniebetroffenen – in die erfahrenen Hände von Therapeut:innen und Mediziner:innen. So steht und fällt deren erfolgreiche Bekämpfen mit einer Analyse der Selbigen zu Anbeginn.
Dystonie und Schmerzen. Wer, der Betroffenen, kennt das nicht. Eigentlich jeden Tag. Mal mehr mal weniger und dennoch funktionieren müssen; in der Familie, unter Freunden, in der Freizeit oder auch im Beruf.
Für viele eine Lösung "die Selbsttherapie": (1) rein in die Apotheke, (2) kostengünstige und rezeptfreie Schmerzmittel erwerben, (3) Tabletten einwerfen und (4) durch den Tag kommen (…).
Das nicht nur einmal am Tag, an einem oder zwei Tagen, in der Woche. Nein, nicht wenige Dystoniebetroffene werfen sich „Ibus“, „Diclos“ oder „Coxis“ tagtäglich, mit einer nahezu zur Gewohnheit gewordenen Arglosigkeit, ein. Oder: Kann man machen, sollte man aber nicht!
Richtig ist, dass die Wirkung dieser Schmerzmittel aus einem nahezu unerträglichen einen erträglichen Tag machen kann. Die Wahrheit ist aber auch, dass der Wirkstoff bei regelmäßiger oder gar Dauereinnahme das Risiko einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall, Magenbluten und Magengeschwüre zu erleiden, deutlich steigen lässt. Schließlich kommt hinzu - was die Wenigsten wissen - dass die Dauereinnahme der vorgenannten Mittel zu chronischen Kopfschmerzen führen kann.
Kurzum: Dystoniebetroffene, die täglich von Schmerzen betroffen sind, sollten sich weder regelmäßig, noch dauerhaft mit „Ibus“, „Diclos“ oder „Coxis“ selbst versorgen, sondern sich flugs einen Termin bei einem bzw. einer Schmerztherapeut:in besorgen .
Schmerzen, insbesondere wenn länger anhaltend bzw. fortdauernd, gehören keineswegs selbst therapiert. Im Gegenteil. Dies gilt für alle chronisch erkrankten, also auch Dystoniebetroffene.
Schmerzen warnen. Sie warnen unter anderem vor schädlicher Fehlbelastung, Abnutzung, Entzündung, Reizung, unzureichender Regeneration oder einer Mangelversorgung mit Vitaminen und/oder Mineralstoffen.
Besondere Schmerzen, vor allem wenn fortdauernd, erfordern besondere Maßnahmen. Selbstmedikation sollte grundsätzlich ausscheiden. So kann die falsche Wahl der frei verkäuflichen (Schmerz)Mittel mehr schaden denn nutzen.
Erst einen Facharzt bzw. eine Fachärztin konsultieren, Schmerzart identfizieren
und dann gezielt therapieren!
Auf der Grundlage der Entstehung eines Schmerzes wird zwischen drei Arten unterschieden:
Schmerz als Warnsignal des Körper, z.B. bei Kontakt zu etwas Heißem, Kaltem oder Saurem sowie Schmerzen in Folge einer situativen Schädigung einer Körperstruktur (Stoß, Schnitt, Quetschung, Zerrung, Verstauchung, Verkrampfung etc.).
Schmerz aufgrund eines vorübergehenden oder dauerhaft strapazierten oder geschädigtem Nervs, z.B. Reizung in Folge einer Entzündung, Quetschung, Überdehnung oder teilweisen oder gänzlichen Durchtrennung.
Schmerz aufgrund körperlicher Fehlfunktionen oder infolge wiedernatürlicher Bewegungen, z.B. aufgrund von Zittern, Zucken, fortdauernden Fehlbewegungen, Fehlstellungen oder Fehlhaltungen.
Dystoniebetroffene werden, je nach Art und Form ihrer Dystonie, zumeist von funktionellen Schmerzen geplagt. Nach Jahren der Erkrankungen treten zumeist neuropathische Schmerzen hinzu. Diese sind häufige eine Folge dystoniebedingter Prozesse dauerhaft überstrapazieren peripherer Nerven oder gereizter Nerven aufgrund von Verschleiß im Bereich der Wirbelsäule, jedoch auch andernorts.
Wichtig: Funktionelle und neuropathische Schmerzen bedürfen der unterschiedlichen Therapie. Medikamente, die gegen den einen Schmerz wirken, wirken zumeist nicht gegen den Anderen. Im Gegenteil. Erst den Schmerz professionell analysieren sodann gezielt therapieren (...).
Muskuloskelettale Schmerzen sind Schmerzen, die vom Bewegungsapparat - also den Sehnen, Bändern. Muskeln und Gelenken - ausgehen.
Diese Form der Schmerzen kommt bei Dystoniebetroffenen am häufigsten vor und resultierenden aus den dystonen Symptomen des Zittern, Zuckens und Krampfen, die widernatürliche Fehlbewegungen und Fehlhaltungen zur Folge haben. Diese Strapazieren wiederum den Bewegungsapparat, der - sozusagen als Warnsignal der widernatürlichen Beanspruchung - Schmerzen verursacht.
Darüber hinaus bereiten verkürzte Bänder und Sehnen, verhärtete Muskeln sowie fehlgestellte Gelenke mitunter Schmerzen, vor allem dann, wenn sie physiotherapeutisch gedehnt und mobilisiert werden. Doch Bewegung und Mobilisation - mögen sie auch unangenehm sein - sind wichtig. Ohne eben diese bauen der dystone Körperpartien weiter ab, Schmerzen nehmen zu und im schlimmsten Fall drohen Funktionsverluste einschließlich markanter Körperbehinderungen.
Dystoniebetroffene sind schmerzgeplagt. Viele von ihnen sind von chronischen Schmerzen betroffen. Am häufigsten sind muskuloskelaterale Schmerzen, also jene Schmerzen, die aufgrund der dystonen Symptome (unwillkürliches Zittern, Zucken und Krampfen) samt ihrer Folgeerscheinungen (Fehlbewegungen, -haltungen und -stellungen) im Bewegungsapparat (Muskeln, Bändern, Sehnen du Gelenken) entstehen.
Cannabidiol (CBD) wird in der therapeutischen Praxis zunehmend zur Bekämpfung von Schmerzen eingesetzt. Die meisten Anwender/innen scheinen mit dem Ergebnis zufrieden, dies obgleich Studien gezeigt haben, dass Cannabis als „reines Schmerzmittel“ zu Bekämpfung von Schmerzen ungeeignet ist, da es die Schmerzschwelle nicht nennenswert hochsetzt.
Auch Dystoniebetroffene berichten von der Wirksamkeit von Cannabis. Die Wirksamkeit liegt darin begründet, dass Cannabis die Skelettmuskulatur entspannt, weshalb nach Einnahme zeitweilig die dystonen Symptome nachlassen. In der Folge nehmen Fehlbewegungen, -haltungen und -stellungen ab. Beides bewirkt, dass die muskuloskelateralen Schmerzen nachlassen, in einigen Fällen für eine Weile gar gänzlich verschwinden. Zudem hemmt Cannabis wohl auch die Adrenalinausschüttung, was Stress und Ängste lindert und außerdem zur mentalen Entspannung beiträgt.
Schlussendlich stellt sich die Frage, ob es sich bei CBD um eine Droge handelt. Diese ist mit einem klaren „Nein!“ zu beantworten, da CBD – anders als das gleichsam aus der weiblichen Hanfpflanze gewonnene THC – keine psychoaktive, also bewusstseinsverändernde Wirkung entfaltet.
Vitamin B12 (Cobalamin) ist ein wasserlösliches Vitamin, das Einzige, das unser Körper über mehrere Jahre speichern kann. Das Vitamin B12 an vielen Stoffwechselvorgängen und, unter anderem, am Aufbau und der Regeneration von Nervenzellen beteiligt.
Dystoniebetroffene, die fortwährend von Nervenschmerzen geplagt werden, sollten deshalb - vor Einnahme von Schmerzmittel - zunächst u.a. ihr Blut auf auch auf einen Vitamin-B12-Mangel hin untersuchen lassen.
Mangelt es an diesem Vitamin und dies bereits über einen längeren Zeitraum, nehmen davon Betroffene dies häufig auch in Form neurologischer Symptome wahr. Zu diesen zählen störende mit unter gar quälende der Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Brennen und Pieksen auf bzw. unmittelbar unter der Haut, Taubheitsgefühle sowie eingeschlafene Hände und Füße. Sehstörungen, Unsicherheiten beim Gehen und erhöhte Sturzneigung können überdies auftreten. Ein dauerhafter und ausgeprägte Vitamin-B12 Mangel kann schließlich zu bleibenden Nervenschäden führen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Erwachsenen eine tägliche Zufuhr von 4 Mikrogramm Vitamin B12.
Eine ausgewogene Ernährung ist bei gesunden und durchschnittlich belasteten Menschen ausreichend. Gute Vitamin-B12 Lieferanten sind Leber, Fleisch, Austern, Fisch, Eier und Milchprodukte.
Menschen, die fortwährend einen physischen wie psychischem Extremstress ausgesetzt sind, haben vielfach unter anderem einen erhöhten Vitamin-B12 Bedarf.
Dystonie kann sowohl körperlich wie seelisch sehr anstrengend und fordern sein, weshalb Dystoniebetroffene nicht selten nach Jahren der Erkrankung diesbezüglich Doppel-Dauerstress bedingt mangelversorgt sind.
Dennoch: Finger weg von einer Selbsttherapie mit Vitamin-B12, etwa in Form etwa nahrungsergänzender Tropfen, Kapseln oder Tabletten. Eine Überdosierung kann durchaus schädlich sein!
Welche/r Dystoniebetroffene kennt sie nicht, die Schmerzen am Morgen? Ja, richtig ist, dass die Dystonie bzw. die dystonen Symptome grundsätzlich auch "schlafen", wenn die von einer Dystonie betroffene Person schläft. Doch, bei Lichte des nachts betrachtet, schlafen sie "anders" ...
Dies liegt zuvorderst darin begründet, dass Dystoniebetroffene vielfach nicht in einer gesunden Körperhaltung in den Schlaf finden. Vielmehr positionieren sie sich nach dem Zu-Bett-Gehen auf eine Weise, die mehr dem Einschlafen, denn einer gesunden Schlafhaltung dienlich ist.
Hinzu kommt, dass - wenn die Dystonie im Schlaf nachlässt - das Gewicht des Körpers auf dem zwar einschlafdienlichen, dennoch fehlgelagertem Körper lastet und in der Folge zahlreiche Bändern, Sehnen, Muskeln und Gelenke zusätzlich zur Dystonie am Tag - auch nachts - belastet werden. Beim Aufwachen setzten nicht nur die dystonen Symptome wieder ein. Hinzu kommen die Schmerzen vom nächtlichen "Fehl-Liegen".
Auch oder insbesondere das ist der Grund, warum Dystoniebetroffene mitunter morgens "erhebliche Anlaufschwierigkeiten" haben und machmal schon zu Tagesbeginn ein wenig verzagen ...
Erinnernde Hinweise
Bei Dystonie.Online handelt es sich um eine selbsthilfebasierte, weitgehend allgemeinsprachliche Beschreibung von Dystonie und jener Aspekte, die mit dieser Bewegungsstörung im Zusammenhang stehen bzw. stehen können. Demgemäß zielt diese Website nicht auf eine wissenschaftliche Allumfasstheit ab. Davon unbenommen bin ich für jedwede Anregungen und Ergänzungen dankbar!
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